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Gestaltpsychotherapie.de |
...Kolumne 9/01... |
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Interviewer: Fritz, was verstehst Du genau unter einem unerledigten Geschäft? Fritz: Ein unerledigtes Geschäft ist die gestalttherapeutische Entsprech- ung zu der unvollendeten kognitiven oder Wahrnehmungsaufgabe in der Gestaltpsychologie. I: Du beziehst Dich auf den Zeigarnik-Effekt aus der Gestaltpsychologie, der die uns innewohnende Tendenz zur Vervollständigung unvollständiger Formen demonstrierte? Fritz: Ja, es ist eine Grundtendenz des Organismus, jede ihm unerledigt scheinende Angelegenheit oder Situation zu vollenden. I: Dies scheint aber ganz offensichtlich nicht immer zu funktionieren, viele von uns plagen sich immer wieder mit alten Geschichten. Fritz: So ist es, offensichtlich haben wir alle endlos lange Listen unerledigter Geschäfte im Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen mit - zum Beispiel - Eltern, Geschwistern, Freunden. Wir belasten unser Leben mit vielen Tausenden von überflüssigen unabgeschlossenen Situationen. I: Wie meinst Du das konkret? Fritz: Nehmen wir zwei einfache Beispiele einer unabgeschlossenen Situation: Man hat den Drang zu urinieren, oder man muß einen wichtigen Brief beantworten. Man kann den Drang ziemlich lange unterdrücken, aber der Konflikt zwischen dem Zurückhalten und dem Loslassen wird mehr Energie in Anspruch nehmen, als die Situation abzuschließen, was nicht mehr als ein paar Minuten erfordert. Dasselbe gilt für den Brief. Die Antwort kann einem Tage und Wochen lang auf dem Gewissen lieben, während das tatsächliche Schreiben nicht mehr als eine Stunde in Anspruch nehmen wird. I: Gestaltpsychologisch gesprochen würde das wohl bedeuten, daß die Figur im Vordergrund der Aufmerksamkeit sich schließen und wieder in den Hintergrund zurücktreten kann, womit die Aufmerksamkeit für die nächste Situation frei wird. Und was heißt das für die Psychotherapie? Fritz: Schlaflosigkeit ist ein häufiges Symptom von unabgeschlossenen Situationen. ... Wenn (der Neurotiker) lernt, auf die Sprache des Organismus von Figur und Hintergrund zu horchen und diesem verläßlichen Orientierungmittel entsprechend zu handeln, das heißt, die unabgeschlossenen Situationen zu vervollständigen, dann wird er in der Lage sein, die Balance seiner Persönlichkeit wieder herzustellen und den Weg zu einer produktiven Entwicklung zu bahnen. I: Das heißt, wir als Gestalttherapeuten/innen helfen unseren Klienten/innen dabei, unabgeschlossene Gestalten zu identifizieren, bewußt werden zu lassen und dann beispielsweise mit Hilfe der Methode des Gestaltdialogs (Zwei-Stuhl-Technik) zu vervollständigen und so die Erfahrung zu integrieren? Fritz: Genau. I: Vielen Dank für dieses Gespräch. (Dies ist ein fiktiver Dialog, die inhaltlichen Antworten sind jedoch authentisch und entstammen den Schriften von Fritz Perls.) ©2001 Achim Votsmeier-Röhr
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