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Gestalttherapie unter dem Dach "Erfahrungsorientierter Psychotherapie"?

Da noch keine Beiträge anderer Autoren für die Mai-Ausgabe der Kolumne eingetroffen sind, hier nochmal ein eigener Beitrag (A.V.).

Ich beginne mit dem Eingangstext der Seite zur Erfahrungsorientierten Psychotherapie auf dieser Homepage:
In der Diskussion um die Zukunft der Gestalttherapie und anderer humanistischer Psychotherapieverfahren wie z. B. der Klienten- zentrierten Psychotherapie oder dem Psychodrama haben der nordamerikanische Forscher und Psychotherapeut Leslie Greenberg und seine MitarbeiterInnen einen diskussionswürdigen Vorschlag gemacht, um diesen Verfahren in Universitäten und wissenschaftlichen Gremien wieder mehr Geltung zu verschaffen.
Er schlägt vor, daß sich diese Verfahren unter dem Dach eines Meta-Ansatzes "Erfahrungsorientierter Psychotherapie" gruppieren, sich darunter aber auch differenzieren können, so wie es auch unter dem Dach der Psychoanalyse den Interpersonellen-, Selbstpsychologie- oder Objektbeziehungs-Ansatz gibt.
Dieser vereinheitlichende Bezugsrahmen würde eine Fundierung in der modernen psychologischen Grundlagenforschung und die Überprüfung der therapeutischen Strategien und Interventionen durch empirische Wirksamkeitsforschung anstreben.

Nach den negativen Erfahrungen der Gesprächspsychotherapeuten mit dem wissenschaftlichen Beirat (der darüber bestimmt, welche Psychotherapie-Verfahren in Deutschland als wissenschaftlich anerkannt gelten und in dem meines Wissens nach - sinnigerweise - nur Psychoanalytiker und Verhaltenstherapeuten sitzen) ist absehbar, daß die Gestalttherapie die dort erwarteten Kriterien nicht ausreichend erfüllen wird.
Angesichts der Situation, daß zwar im Psychotherapeuten-Gesetz noch die strikte Schulentrennung festgeschrieben worden ist, tatsächlich die Bewegung jedoch immer stärker in die Richtung einer Integration der Therapieformen geht, stellen sich für mich die Fragen:
Ist es nicht Zeit für einen Quantensprung der humanistischen bzw. erfahrungsorientierten Verfahren hin zu einer Integration im Sinne Greenbergs? Sind die Psychoanalyse und die Verhaltenstherapie statt abgegrenzter Therapieverfahren nicht auch vielmehr Paradigmen, die einzelne, untereinander kompatible Methoden umfassen?

Ich bin überzeugt: Das humanistische bzw. erfahrungsorientierte Paradigma hätte eine enorme Kraft, da die wichtigsten unter ihm subsumierten Ansätze in ihrem therapeutischen Vorgehen durch die moderne Psychotherapie-Forschung (Grawe, Greenberg) bestätigt werden (nur findet leider kaum Forschung dazu statt). Es gibt 22(!) humanistisch-integrativ orientierte Psychosomatische Kliniken in Deutschland, ein großes Potential für mögliche Forschungsprojekte.

Die letzte Frage ist nur: Werden die Einzelverfahren und ihre Verbände bereit sein, ein stückweit eigene Identität aufzugeben, mehr auf ihre Gemeinsamkeiten als auf ihre Unterschiede zu schauen und sich stärker einem Paradigma zu verpflichten als ihrem Einzelverfahren? Wenn nicht, befürchte ich, daß unsere Ansätze im allgemeinen Prozeß der Psychotherapie-Integration Schritt für Schritt von den beiden anderen Paradigmen "geschluckt" werden.

©2000 Achim Votsmeier-Röhr

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

 
 
 

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